Festbetrag und die Diskriminierung

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Jetzt mögen die einen Leser sicher­lich mei­nen, es sei ein wenig weit her­ge­holt, gleich von Dis­kri­mi­nie­rung zu reden, bloß weil die Kran­ken­kas­se die Kos­ten vom Eigen­an­teil beim Antra mups nicht über­neh­men möch­te. Auch unser letz­tes Schrei­ben im Wider­spruch blieb hier erfolg­los, so zeigt es die Ant­wort der Kas­se heu­te in der Post. Und schein­bar wur­de auch kein sozi­al­me­di­zi­ni­sches Gut­ach­ten (MDK) ein­ge­lei­tet, um den Grund der Not­wen­dig­keit spe­zi­ell von Antra mups viel­leicht “ver­steh­bar” zu gestal­ten (je nach­dem, was der MDK “sieht”). Zumin­dest wird im Brief nichts von einem Gut­ach­ten erwähnt, obwohl wir dar­um baten.

Doch zurück zum The­ma: Wo macht man sie fest, die “Dis­kri­mi­nan­te”, also eine Trenn­li­nie, ab wann man von Benach­tei­li­gung redet? Kann man sie auch dort zie­hen, zwi­schen den Pati­en­ten, wel­che kei­ne Schluck­pro­ble­me haben und auf die Magen­son­de “ver­zich­ten” dür­fen und den, die auf eine Magen­son­de ange­wie­sen sind? Denn so sind die ohne Son­de auch “befreit” von wei­te­ren Zuzah­lun­gen beim Säu­re­blo­cker, den Pro­to­nen­pum­pen­hem­mer, wie dem Eigen­an­teil. Sie kön­nen auf die “bil­li­ge­ren” Prä­pa­ra­te zurück­grei­fen. Aber nicht das Kind oder der Erwach­se­ne, und hier zie­he ich die Tren­nung, mit Magen­son­de. Sie kön­nen nur die “Zube­rei­tun­gen” von Medi­ka­men­ten ver­wen­den, die son­den­gän­gig sind.

Jetzt mag man ent­ge­gen­hal­ten, der Eigen­an­teil kos­tet beim Antra mups kein Ver­mö­gen. Doch wenn der Eigen­an­teil kein Ver­mö­gen bezif­fert, war­um füh­ren wir dann nicht für alle Medi­ka­men­te einen Pflicht­ei­gen­an­teil ein ohne Rück­sicht aufs Ein­kom­men? Es sei der Beginn vom Ende des Sach­leis­tungs­prin­zips, wür­den eini­ge dann sagen und es gibt doch schon die Zuzahlung.

Aber bei den Schwer­be­hin­der­ten, in die­ser “Grup­pe” befin­den sich sicher­lich die meis­ten Men­schen mit einer Dau­er­son­de, da ist es dann schein­bar egal. Schließ­lich trifft es nur eine über­schau­ba­re Grup­pe, also nicht jeden. Des­halb dür­fen die­se den Mehr­auf­wand beim Medi­ka­ment, um es son­den­gän­gig zu machen, selbst zah­len, der mit dem Eigen­an­teil wie beim Antra mups “bezif­fert” wird.

Und dann soll­ten wir uns Eltern doch glück­lich schät­zen, was uns alles schon finan­ziert wird für das behin­der­te Kind. Da kann man doch auch mal die­ses oder jenes “mit­tra­gen”. Eben die­ses und jenes wird nicht von der Kran­ken­kas­se bezahlt, wie bei uns das Mela­to­nin oder die Hos­piz­pfle­ge. Und wenn wir schon an die­sem Punkt sind, dann soll­ten wir mal gegen­rech­nen, wel­che Leis­tun­gen wir Eltern brin­gen, wodurch die Sozi­al­kas­sen gut spa­ren und somit die Gemein­schaft auch ein Plus hat. Ein Stich­wort ist die Über­nah­me der Pfle­ge oder dem sich küm­mern um nach­hal­ti­ge The­ra­pien, wodurch Fol­ge­kos­ten gesenkt wer­den kön­nen und die Acht­sam­keit im Umgang mit den Hilfs­mit­teln. Dar­über redet niemand.

Aber man redet und liest von den huma­nis­ti­schen Wer­ten in der west­li­chen Gesell­schaft, wie wir sie geschaf­fen hät­ten und ver­tei­di­gen. Doch scheint auch hier eine Trenn­li­nie zu ver­lau­fen, wem die­se Wer­te zu ste­hen, dem Gesun­den, und wem nicht. Denn so “reden” die Geset­ze auf dem Papier von den Belan­gen der behin­der­ten und chro­nisch kran­ken Men­schen, doch berei­tet schein­bar jeder Aus­gleich einer “abnor­men” Beson­der­heit bei der Behin­de­rung erst mal nur Dis­kus­si­on und am Ende blei­ben die Belan­ge durch die Beson­der­heit trotz­dem unbe­rück­sich­tigt, eben wenn der Wider­spruch erfolg­los bleibt. Einen ande­ren Ein­druck lässt sich nicht gewin­nen, wenn die Kos­ten, um die “Beson­der­heit” Magen­son­de aus­zu­glei­chen wie beim Säu­re­blo­cker, die Betrof­fe­nen sel­ber tra­gen müssen.

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by dirkstr

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